Bogenschießen

Kyūdōschütze in Hakama und Gi
Bild: Wikipedia

Nach einem Aufenthalt in Japan kam ich über das meditative Kyudo zum Bogenschießen. Leider ist der nächste Dojo in Frankfurt und der japanische Bambusbogen sollte regelmäßig geschossen werden, um ihn in Form zu halten. Das erwies sich am Ende bedauerlicherweise für mich als wenig praktikabel.

Mehr zum Thema z.B. Kyudo


Inzwischen praktiziere ich mit einem ganz normalen Recurvebogen, der wird auf- und auseinandergebaut und wartet entspannt in seiner Tasche auf seinen nächste Einsatz.

Bild: Wikipedia

Das Bogenschießen allgemein erfreut sich seit einigen Jahren wachsender Beliebter, denn es ist im Alter von “8 bis 80” zu praktizieren.
Für viele Menschen sind eine Zeit der Ruhe, zusammen mit Gleichgesinnten und sowie das Thema Achtsamkeit immer wichtiger geworden. Genau das bietet der Umgang mit Pfeil und Bogen. Sowohl für eine gute Körperhaltung wie für das völlige Abschalten ist die Konzentration auf ein Ziel und das Üben vom Loslassen der idealer Ausgleich zu Stress und Hektik im Alltag.

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Foto: Bogenwiese des SC Roland in Gießen-Kleinlinden

Bevor es aber losgeht, gilt es erst einmal, mit dem sogenannten “Daumensprung“, zu testen, welches das eigene Führungsauge ist.
Denn danach richtet sich, ob man lieber einen Links- oder Rechtshandbogen nimmt.
Sinnvoll ist das Tragen eines Arm- und für Frauen eines Brustschutzes, denn wenn die Sehne einmal einen Körpertreffer landet, statt frei zu schwingen, zwiebelt das und macht blaue Flecken!
Praktisch ist auch ein Fingerpad, um die Sehne damit zu ziehen.
Natürlich sollte auch der Bogen auf die Körpergröße und das Zugvermögen und die Pfeile auf die Armlänge des Schützen abgestimmt sein.

Im oben dargestellten einfachen Recurvebogen wird mit Visier geschossen. Man zielt über Kimme und Korn; nimmt das Ziel „aufs Korn“, wobei die Visieröffnung vorn das Korn und die Bogensehne, deren Schatten über dem Bogen liegt, als Kimme fungiert.

Sehr beliebt ist auch das intuitiver Schießen, bei dem man sich lediglich mental auf das Ziel konzentriert.

Kimme + Korn bei Pistole
Foto: wikipedia

Am Ende ist es jedoch die ganze Körperhaltung und der möglichst gleich bleibende Handlungsablauf, der ein gutes Trefferbild bringt.

Für das Schießen sollten die Füße etwa schulterbreit auseinander stehen. Der Fuß, der der Zielscheibe am nächsten ist, steht ein wenig zurück, und bildet einen Winkel von ca. 45 Grad zur Schusslinie. Der andere Fuß ist auf das Ziel ausgerichtet, ebenso wie die Schultern. Das Körpergewicht ruht auf beiden Füßen, die Knie nicht durchgedrückt, so dass man locker steht.

Stehen die Schützen in einer Reihe, wird ein Pfeil aufgelegt und unter dem Nockpunkt arretiert.
Nun richten sich die Augen auf´s Gold in der Scheibenmitte, der Atem wird ruhig, die Konzentration steigt, der Bogen wird in einer fließenden Bewegung gespannt und der Pfeil auf das Ziel ausgerichtet.

Die Sehne wird mit den Spitzen von Zeige-, Mittel- und Ringfinger ausgezogen, wobei die ersten Falten der Finger eine Linie bilden.
Vorn liegt der Bogen locker in der offenen Hand des ausgestrecken Armes. Auf der anderen Seite liegt die Pfeilhand mit dem Winkel, der von Daumen und Zeigefinger der gebildet wird, am Kiefernwinkel unter dem Kinn an. Dieses Ankern ist abgeschlossen, wenn die Sehne die Mitte des Kinns und die Nasenspitze berührt. Die Arme bilden eine gerade Linie.
Nur das Führungsauge ist geöffnet und zielt.
Die Muskeln der Schulter und des Rückens sind jetzt spürbar angespannt, die Schulterblätter sind zusammengezogen. Es sollten die Rückenmuskeln sein, die den Bogen auf Spannung halten, nicht die Muskeln des Zugarmes!

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Einatmen, Ausatmen, einen Moment verharren (max. 8 – 10 Sekunden, sonst fängt der Arm an zu zittern), Feinjustieren und Loslassen.

Foto: Lindemann
Foto: LIndemann

Nachdem man die Zughand geöffnet hat und der Pfeil in Richtung Ziel unterwegs ist, verharrt man noch einen Moment in dieser Stellung.
Der Bogen fällt nach vorn, bis er von der Bogenhand aufgefangen wird.
Schon hört man den Pfeil im Ziel einschlagen.

Dabei steht eigentlich nicht das genaue Treffen im Vordergrund, das ist eine durchaus erwünschte Nebenwirkung. Denn alle emotionale Aufwallung aus Freude oder Ärger bringen den Körper in Unruhe und stören den nächsten Schuss. Gleichmut ist also angesagt.
Es gilt also, sich voll und ganz einzulassen, sich auf den Ablauf zu konzentrieren und völlig im Hier und Jetzt präsent zu sein.

Der Wechsel zwischen Anspannung und Entspannung, das Ein und Aus des Atems, der Rhythmus von Ruhe und Konzentration sowie das gemeinsame Laufen der Gruppe zum Pfeile holen, bilden eine perfekte Harmonie und balancieren Körper und Geist.

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Aktuell bietet das Kultur- und Tourismusbüro Laubach, Diana Franz, Telefon: 06405 92 13 21; E-Mail: d.franz@laubach-online.de; Web: www.bogenweg.de Bogenwanderungen im Laubacher Wald an.
Quelle: Gießener Anzeiger, 29.05.2020